Donnerstag, 21. Februar 2008
Der Eee PC für Digitalfotografen
Beim Schreiben des Eee PC-Handbuchs bin ich auf einen gänzlich neuen Einsatzbereich für den "Zwerg" gekommen, den ASUS so vermutlich nie im Auge hatte: "Der Fototisch für den Digitalfotografen".

Fotografen kennen das noch von früher: Da hatte man einen Packen Rollfilme in der Fototasche, um nicht mangels Material auf die tollsten Schnappschüsse verzichten zu müssen. Die Begutachtung der Fotoqualität erfolgt dann nach der Entwicklung der Negative bzw. Dia-Filme.

Digitalfotografen haben es heute einfacher - die Kamera zeigt sofort das Ergebnis auf dem Display und moderne Speicherkarten fassen auch eine ganze Menge Fotos.

Wer aber häufig digital fotografiert und viel unterwegs ist, läuft in zwei Probleme: Einmal kann man eigentlich nicht genug Speicherkarten dabei haben, um Kapazität für Aufnahmen zu haben. Und wer professionelle Fotos benötigt, leidet vermutlich (zumindest mir geht es so) unter dem Problem, dass die winzigen Displays der Kameras die Beurteilung der Fotoqualität nicht wirklich zulassen. Klar, man kann bei höherwertigen Kameras ein Histogramm mit dem Tonwertverlauf abrufen, um halbwegs die korrekte Belichtung abschätzen zu können. Zoomfunktionen können genutzt werden, um einen Eindruck von der Schärfe zu bekommen. Aber Hand auf's Herz - wem geht es nicht wie mir - ich muss das Foto in vernünftiger Größe sehen, um ein Gefühl zu bekommen, ob Bildschärfe, Belichtung und Fotokomposition den Vorstellungen entsprechen. Zu Hause kommt es dann häufig vor, dass ich nach der Begutachtung einer Fotosession nochmals die Kamera schnappe und ein paar Zusatzsessions schieße. Profis im Fotostudio machen dies auch so.

Beim mobilen Einsatz ist dies kaum möglich (es sei denn, man schleppt ein Notebook mit - was ich bisher nicht wollte). Also musste ich mich im Nachhinein über sub-optimale Aufnahmen ärgern, da Ort und Zeitpunkt der Aufnahmen nie wieder erreichbar waren.

Dies ist mit dem Eee PC Vergangenheit. Bereits beim Erstellen des Handbuchs viel mir auf, dass der Foto-Manager eigentlich alles bietet, um Fotos zu begutachten. Bei einer Digitalkamera mit SD-Speicherkarte braucht man nur das Medium in den Leseschacht des Eee PC einzuschieben und dann den Foto-Manager über die Registerkarte Spielen aufzurufen. Schon erhält man Zugriff auf die Fotodateien. Im Einzelbildmodus besteht die Möglichkeit, Fotos auf dem 7 Zoll-Display anzuzeigen und bei Bedarf auch Ausschnitte zu vergrößern. Das gibt einen gänzlich anderen Eindruck als auf dem kleinen Display der Kamera.

Anmerkung: Da meine Kameras auf CompactFlash ausgerichtet sind, habe ich für unter 10 Euro ein Speicherkartenlesegereät gekauft, welches per USB an den Eee PC angeschlossen werden kann. Wichtig ist nur, dass das Lesegerät keine Treiber für Windows benötigt. Dann wird es auch vom Eee PC erkannt. Wer das RAW-Format der Kamera zum Speichern nutzt - zwischenzeitlich gibt es einige RAW-Filter, die den Import im Foto-Manager unterstützen. Auf das direkte Anschließen der Kameras per USB an den Eee PC verzichte ich übrigens. Einmal kostet das Batterieladung, die mir im schlimmsten Fall bei der folgenden Fotosession fehlt. Zudem mache ich seit Jahren die Erfahrung, dass die Unterstützung der Kameras unter Linux/Windows suboptimal ist. Der Foto-Manager listet die Modelle zwar in der Importfunktion auf. Aber zwei meiner angeblich unterstützten Kameras ließen sich so nicht nutzen (liegt vermutlich an der Firmware der Kameras). Zwar habe ich eine Bridge-Kamera, die sich nach dem Aktivieren der Filter als Wechseldatenträger meldete. Aber der Weg über den Speicherkartenleser ist für mich vorteilhafter.

Das zweite, nette Feature, was mir der Eee PC bietet, ist die Verwendung als Image-Tank. Klar, mit den 4 GByte des Solid-State-Disk-Laufwerks kommt man nicht weit. Aber es ist kein Problem, eine 1,8 oder 2,5 Zoll-Festplatte per USB an den Eee PC anzuschließen. Von der Firma Trekstore gibt es solche Festplatten zwischenzeitlich in der Größe einer Scheckkarte und das mit 20, 80, 120 Gigabyte und mehr. Im Dateimanager ist es kein Problem, die Fotos von der Speicherkarte auf die Festplatte zu übertragen. Wenn ich dann wieder zuhause bin, hänge ich die Festplatte an den Bürorechner mit Windows und bearbeite bzw. archiviere die Fotos.

Im Privatbereich kann die Fotobearbeitung auch direkt am Eee PC erfolgen. Der Foto-Manager bietet bereits rudimentäre Funktionen zur Fotobearbeitung. Zudem lässt sich das Grafikprogramm Gimp mit wenigen Mausklicks installieren. Dann stehen professionelle Funktionen zur Fotobearbeitung und -retusche, einschließlich Bildfiltern, zur Verfügung, die eigentlich keine Wünsche mehr offen lassen.

Im Buch habe ich zudem gezeigt, wie sich der Eee PC mit einem externen Brenner ausstatten lässt. Mit den, in Kapitel 12 des Titels, gegebenen Anweisungen lässt sich auch eine K3b-Variante aus dem Internet herunterladen, die es mit dem Eee PC tut. Dann steht dem Brennen von Foto-Archiven oder sogar dem Erstellen von Diashows als Video nichts mehr im Weg.

So überrascht mich der Eee PC täglich aufs Neue mit sinnvollen Einsatzgebieten, an die ich zuerst gar nicht gedacht hätte.
Wer mehr wissen will, findet entsprechende Infos in meinem Eee PC-Handbuch. Dort finden Sie auch Hinweise zu weiteren Hardwareerweiterungen und Informationen rund um den "Zwerg" und seine Software.

(c) 2008 by Günter Born

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