Samstag, 19. Juli 2008
Mehr Speicherplatz durch NTFS-Komprimierung?
Ist auf ihrem NetbookWindows XP (bzw. Vista) installiert? Bei einer 80 GByte (Medion Akoya) oder 120 GByte (Acer Aspire One 150X) Festplatte sollte eigentlich genügend freie Kapazität vorhanden sein, um ordentlich Daten und Programme zu speichern. Bei Geräten, die nur mit einer 12 oder 20 GByte SSD ausgestattet sind, sieht dies schon kritischer aus. Aber auch die größte Festplatte wird unweigerlich früher oder später voll. Daher stellt sich die Frage, wie sich mehr Kapazität auf dem Speichermedium schaffen lässt.

NTFS-Komprimierung ist möglich, aber ...

Wenn der Datenträger, auf dem Windows installiert wurde oder auf dem Daten zu speichern sind, im NTFS-Dateisystem formatiert wurde, besteht die Möglichkeit, über den Kontextmenübefehl Eigenschaften des Laufwerks und die Schaltfläche Erweitert der Registerkarte Allgemein die NTFS-Komprimierung für die komplette Partition oder selektiv für einzelne Ordner einzuschalten. An dieser Stelle einige Gedanken und Hinweise zur NTFS-Komprimierung von Datenträgern unter Windows.
  • Die nachträgliche Komprimierungen einer mit NTFS formatierten Partition kann durchaus mehrere Stunden dauern. Dabei lassen sich viele von Windows benutzte Systemdateien nicht komprimieren, da diese in Benutzung sind.
  • Auf den ersten Blick wäre es daher "ideal", wenn die Hersteller der Geräte die Datenträger bereits mit NTFS-formatierten Datenträgern ausliefern würden.
Dann käme der Anwender bereits bei der ersten Inbetriebnahme des Geräts in den Genuss der maximalen Speicherkapazität. Die langwierige Komprimierung eines Partition oder das Herumschlagen mit den Fehlermeldungen beim Zugriff auf benutzte Systemdateien könnte entfallen. Wer das System über eine Recovery-Funktion auf den Auslieferungszustand zurücksetzen muss, hätte auch nicht das Problem, dass das NTFS-Datenträger dann erneut in unkomprimierter Form vorliegt.

Die Gerätehersteller verzichten allerdings aus gutem Grund darauf, die Datenträger mit NTFS-Formatierung und eingeschalteter Komprimierung auszuliefern, da ein solcher Ansatz durchaus gravierende Nachteile haben kann.
  • Das Komprimieren und Entkomprimieren durch das Betriebssystem ist zwar für Anwendungen transparent, verbraucht aber eine gewisse Prozessorleistung. Bei Netbooks kann dies dazu führen, dass das System durch den häufigen Zugriff auf komprimierte Systemdateien spürbar ausgebremst wird.
  • Eine NTFS-Komprimierung bringt nicht bei allen Dateien einen Vorteil. Fotos im JPEG-Format, die meisten Videodateien (WMV, DivX, MPEG-2, MPEG-4 etc.), MP3- und WMA-Musikdateien oder auch Dokumente im OpenOffice.org-Format sowie ZIP-Archive enthalten die Daten bereits in komprimierter Form. Eine zusätzliche NTFS-Komprimierung bringt keine Vorteile, hat aber den Nachteil des zusätzlichen Overheads (in Form der zusätzlich benötigten Rechenzeit).
Mit diesem Wissen ist es geschickter, die NTFS-Komprimierung selektiv auf bestimmte Ordner anzuwenden. So könnten im Ordner Eigene Dateien die Dokumentordner zur Speicherung von Briefen oder anderen Dateien komprimiert werden. Auch einzelne Windows-Ordner (z. B. inf) ließen sich komprimieren. Nur die Ordner Windows, System32 und weitere Ordner mit häufig benutzten Systemdateien sollten ausgespart bleiben.

... was bringt es wirklich?

Wer sich in die Niederungen der NTFS-Komprimierung begibt und die Zeit opfert, sollte eine ungefähre Ahnung davon haben, was das denn nun bringt und ob es den Aufwand lohnt. Global lässt sich dies nicht mit Ja oder Nein beantworten.

Ich habe beim Medion Akoya Mini 1210 die Probe aufs Exempel gemacht und die Systempartition selektiv komprimiert. Von den verfügbaren 66,3 GByte der Systempartition waren im Werksauslieferungszustand 58,8 GByte frei. Nach der selektiven Komprimierung erhöhte sich die freie Kapazität auf 59,6 Gbyte - also konnten nur ca. 800 MByte gewonnen werden. Ziemlich ernüchternd, wenn man bedenkt, dass ich dafür fast eine Stunde Zeit investiert habe und die Deinstallation einiger Aldi-Beigaben ggf. mehr freie Kapazität bringt.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Musikdateien, Fotos oder Videos eh bereits komprimiert vorliegen und nur ein minimaler Kapazitätgewinn dabei rausspringt, könnte man ja vorschnell geneigt sein, die NTFS-Komprimiererei ad acta zu legen. Bei vielen Anwendern wird dies vermutlich auch so sein.

Allerdings lässt sich dies nicht über einen Kamm scheeren. Auf meinen Systemen sind beispielsweise sehr viele Manuskripte im Microsoft Word-Format (also unkomprimiert) gespeichert. Zusätzlich muss ich die Abbildungen (aus produktionstechnischen Gründen) als unkomprimierte TIFF-Grafiken ablegen. Ähnliches gilt für Digitalfotografen, wenn diese mit unkomprimierten Bilddateien (RAW-Formate, DNG, TIFF etc.) arbeiten. Eine Überprüfung verschiedener Laufwerke auf meinen Rechnern ergab, dass die NTFS-Komprimierung einen Kapazitätsgewinn von ca. 80% bewirkt und sich dort oft 10 bis 20 GByte an Kapazität herausschinden lässt.

Unter dem Strich kommt es daher auf die Anwendungssituation an, ob eine NTFS-Komprimierung der Datenträger Sinn macht und eingeschaltet werden sollte oder nicht. Daher hoffe ich, dem einen oder anderen Anwender mit den obigen Überlegungen eine Hilfestellung bezüglich der Thematik an die Hand gegeben zu haben.
(c) 2008 by Günter Born

Literatur und weitere Tricks zu Windows XP.


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