Samstag, 21. Juli 2007
Ordner-Mysterien in Windows Vista
Kein Zugriff auf Ordner für Administratoren

In Microsofts Vista Newsgroups gibt es häufiger die Beschwerde von Benutzern, dass Windows Vista ihnen den Zugriff auf Ordner (Verzeichnisse) verweigert. Dabei ist die Entrüstung besonders hoch, weil sich der Benutzer, obwohl als Administrator angemeldet, irgendwie vom Betriebssystem bevormundet fühlt.

Was steckt dahinter? Versucht der Benutzer in einem Ordnerfenster Einträge wie Documents and Settings, Dokumente und Einstellungen, Programme (auf dem Windows-Laufwerk) oder Anwendungsdaten, Cookies (im Benutzerordner) etc. per Doppelklick anzuwählen, zeigt Windows Vista ein Dialogfeld mit dem Hinweis "Zugriff verweigert".

Abhilfe in Sicht ...

Wer sich durch solches Ungemach belästigt fühlt, sollte folgende Schritte ausführen.
  1. Ein Ordnerfenster öffnen und im Menü der Schaltfäche Organisieren den Befehl Ordneroptionen wählen (oder die Alt-Taste drücken und den Befehl im Menü Extras abrufen).
  2. Im Eigenschaftenfenster zur Registerkarte Ansicht wechseln.
  3. Auf der Registerkarte Ansicht das Kontrollkästchen Geschützte Systemdateien ausblenden (empfohlen) markieren.
Sobald die Registerkarte über die OK-Schaltfläche geschlossen wird, wird Windows Vista den Administrator nicht mehr mit den Dialogen "Zugriff verweigert" beim Doppelklick auf Ordnersymbole belästigen.


Was steckt dahinter?
Der obige Effekt tritt nur auf, wenn Benutzer ihre Windows XP-Erfahrungen auf Windows Vista übertragen und die Anzeige geschützter Systemdateien einblenden. Dann zeigt
Windows Vista (bei eingeschalteter Anzeige versteckter Dateien) auch die in Vista verwendeten NTFS-Links. Erkennbar sind diese Links an einem Ordnersymbol, dem in der linken unteren Ecke ein Verknüpfungspfeil zugeordnet ist. Die NTFS-Links wurden aus Kompatibilitätsgründen eingeführt und verweisen auf die in Vista benutzten Ordnern. NTFS-Links lassen sich daher in Ordnerfenstern nicht öffnen.

Hinweis: Die Anzeige geschützter Systemdateien ist in Windows Vista (bis auf einige wenige Ausnahmen) nicht allzu sinnvoll bzw. hilfreich. Neben den NTFS-Links tauchen dann z.B. auf dem Desktop sowie in Ordnerfenstern wie Bilder die Dateien desktop.ini auf. So manche Benutzer löschen flugs diese Dateien und wundern sich anschließend, warum die gewohnte Anzeige des Ordners Bilder verschwunden ist oder Funktionen fehlen. Lediglich bei der Anzeige einiger weniger Systemdateien ist die kurzzeitige Aktivierung der Anzeigeoption für geschützte Systemdateien erforderlich.

Eine sehr schöne Abhandlung der Hintergründe und Details findet sich im im Blog von Daniel Melanchthon unter blogs.technet.com/dmelanchthon/archive/2006/11/24/kein-zugriff-auf-verzeichnisse-unter-windows-vista.aspx.

Kryptische Ordnernamen in Vista

Manche Benutzer wundern sich auch über die in Windows Vista verwendeten Ordnernamen. Ruft man ein Ordnerfenster auf, findet man z. B. auf dem Windows-Laufwerk den Ordner Benutzer oder den Ordner Programme. Öffnet man dagegen das Fenster der Eingabeaufforderung und lässt sich mit dem dir-Befehl den Inhalt des Windows-Laufwerks anzeigen, tauchten dort aber Ordnernamen wie Users oder Program Files auf. Ähnliches passiert vielleicht, wenn man sich den Inhalt des Windows-Laufwerks in Dateimanagern von Drittherstellern anzeigen lässt.

Dieses Mysterium tritt leider auch auf, wenn Sie beispielsweise in der Adressleiste eines Ordnerfensters hinter den letzten Ordnernamen klicken und dadurch Windows zur Anzeige des Pfads zwingen. Auch Windows-Anwendungen können Ihnen diese kryptischen Pfadangaben an den Kopf knallen (z.B. in der Windows-Fotogalerie, wenn Sie die Pfadanzeige einschalten).

Ist das ein Bug in Vista oder in den Programmen? An dieser Stelle mit Sicherheit nicht. Windows Vista benutzt eine als Microsoft User Interface (MUI) bezeichnete Funktion, um die Benutzeroberfläche an verschiedene Sprachen anzupassen. Die englischen Ordnernamen wie Users oder Program Files sind die Bezeichnungen für die Originalverzeichnisse, die auf Dateisystemebene durch das Betriebssystem benutzt werden. Die Eingabeaufforderung greift direkt auf die betreffende Ebene zu. Verwenden Sie aber die Ordnerfenster der Benutzershell, setzt Windows Vista über die MUI die Ordnerbezeichnungen auf die für die jeweilige Sprache definierten Begriffe um. Sie sehen also Ordner wie Benutzer (statt Users) oder Programme (statt Program Files).

Die meisten Programme werden in das Verzeichnis Program Files installiert. Die Benutzereinstellungen finden sich dann im Profilordner des Benutzerkontos im Pfad Benutzer\Kontoname\AppData, wobei es sich um einen versteckten Ordner handelt.

Dateivirtualisierung, virtuelle Ordner und mehr

Ein weiteres Quell für Probleme stellt die Virtualisierung von Dateien dar. Versucht eine ältere Anwendungen Dateien in den Ordner Windows, ProgramData und Program Files zu schreiben, leitet Windows Vista diese in einen Virtualisierungsordner (findet sich im Benutzerprofilordner unter AppData\Local\VirtualStore) um. Greift die Anwendung lesend auf die Dateien zu, werden diese aus dem Virtualisierungsordner (unter AppData\Local\VirtualStore) zurückgelesen. Entsprechendes gilt übrigens auch für Registrierungszugriffe.

Ein Entwickler oder Benutzer wundert sich dann, wenn er die vermeintlich geschriebenen Dateien im Zielordner bei der Kontrolle mit dem Windows Explorer nicht findet.
.... und virtuelle Ordner

Ein weiteres Feature sind virtuelle Ordner (zwischenzeitlich als "Suchvorgänge" bezeichnet), die von Vista für verschiedene Aufgaben (z. B. Speicherung einer Suche) angelegt werden. Die folgenden Links führen zu Artikeln, die sich mit dieser Thematik der Suchvorgänge (virtuelle Ordner) beschäftigen.

[1] http://articles.techrepublic.com.com/5100-10877_11-5893800.html

[2] http://www.computerperformance.co.uk/vista/vista_virtual.htm

[3] http://www.winsupersite.com/showcase/winvista_virtualfolders.asp


Vista "verdreht" die Laufwerksbuchstaben

Wer noch Windows XP benötigt, kann Windows Vista zusätzlich in einer separaten Partitition installieren und dann im Dual-Boot-Modus fahren (siehe auch Wiederherstellungspunkte, kaum angelegt und schon wieder weg).

Einige Anwender installieren Windows Vista bewusst auf einer bestimmten Partition, um Windows XP weiterhin auf Laufwerk C: zu behalten. Die Verwunderung ist dann aber groß, wenn nach dem Booten von Vista dieses plötzlich das Laufwerk C: als Windows-Laufwerk im Ordnerfenster Computer anzeigt. Vista scheint also quasi die Laufwerke "zu verdrehen".

Um es gleich vorweg zu nehmen, dieses Verhalten ist by-design. Windows Vista tauscht beim Booten einfach die logische Laufwerkszuordnung zu den Partitionen, so dass Vista auf Laufwerk C: erscheint, während Windows XP das Laufwerk D: belegt. Alle anderen Partitionen erhalten dann fortlaufende Laufwerksbuchstaben zugewiesen.

Bootet der Anwender Windows XP, ist die alte Laufwerkszuordnung wieder wirksam. Nur Vista zeigt diesen "Dreher". Eigentlich ist das kein Problem, wenn man sich auch wundern darf.

Bei Diskussionen über diesen Sachverhalt tauchen aber immer wieder Anwender auf, die dann behaupten "Alles Käse, bei mir läuft Vista auf Laufwerk E:, wie ich es installiert habe". Die Auflösung dieses Rätsels ist auch recht einfach: Wird das Setup zur Installation von Windows Vista aus einem laufenden Windows XP-System gestartet oder erfolgt ein Upgrade von Windows XP auf Windows Vista, weist der Installer dem Windows-Image die betreffenden Informationen zu. Dann bootet Windows Vista mit dem unter Windows XP der Partition zugewiesenen Laufwerksbuchstaben. Ich hoffe, mit dieser Information einige Unklarheiten beseitigt zu haben.
Weitere Hintergrundinfos, Tipps und Tricks finden sich in meinen Tricks-Büchern (z.B. Magnum Windows Vista Home Premium Tricks).

Günter Born
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