Freitag, 15. August 2008
Datensicherung für Netbooks
Besitzer von Netbooks wie dem Eee PC, dem Acer Aspire One, dem Medion Akoya Mini 1210 etc. stehen vor der Frage, wie sich das System oder ggf. Benutzerdaten sichern lassen, um im Fall der Fälle (Installation durch Updates oder Experimente beschädigt) das System zurücksetzen zu können. Entsprechende Leserzuschriften trudeln gelegentlich auch bei mir ein.

Da ich momentan recht heftig mit diversen Netbooks und unterschiedlichen Betriebssystemen experimentiere, habe ich mich des Themas angenommen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze, von komfortabel bis ganz schön kompliziert und von kostenlos bis zu ein paar Euro sollte man schon springen lassen.

Was wird gebraucht?

Um eine Sicherung der Festplatte oder einzelner Benutzerdateien durchführen zu können, ist folgendes Equipment hilfreich.
  • Ein externes CD/DVD-Laufwerk mit USB 2.0-Anschluss, über welches das Netbook von einer Live-CDs oder einem Rettungssysteme gebootet werden kann. Alternativ tut es auch ein Live-System (wie Pupix) auf einem bootfähigen USB-Stick.
  • Ein externes USB 2.0-Festplattenlaufwerk als Sicherungsmedium. Alternativ tun es auch USB-Sticks mit entsprechender Kapazität (beim Eee PC reicht z. B. ein 2 oder 4 GB USB-Stick i.d.R. aus). Je nach Lösung kann auch ein Netzwerkanschluss als Datenhafen dienen.
  • Eine geeignete Datensicherungssoftware, mit der sich sowohl Einzeldateien oder Verzeichnisse als auch komplette Partitionen auf das Sicherungsmedium schreiben und später wieder zurücklesen lassen.
Persönlich verwende ich meist mein externes USB 2.0-DVD-Brenner-Laufwerk, um mit Live-CDs zu booten und dann die Sicherung auf eine USB-Festplatte vorzunehmen. Nachfolgend möchte ich einige Lösungen skizzieren, die ich bereits angewandt habe.

Benutzerdaten sichern/restaurieren

Falls Sie nur die Benutzerdaten eines Linux- oder Windows-Systems sichern möchten, reichen i.d.R. ein USB-Stick genügend großer Kapazität und Bordmittel aus.

Unter Windows XP können Sie die Inhalte der Ordner Eigene Dateien und Gemeinsame Dateien im Windows Explorer auf den USB-Stick (Wechseldatenträger) sichern.

Unter Linux sichern Sie den Inhalt des Ordners /home/user im Dateimanager der betreffenden Distribution auf einen USB-Stick oder eine SD-Speicherkarte.

Zum Zurückspielen reicht es, die Dateien im Dateimanager vom Sicherungsmedium in die Ordner auf der Festplatte zurück zu kopieren.

Falls sich die betreffenden Dateien unter Linux nicht mehr im Ordner /home/user zurückschreiben lassen, booten Sie das Netbook mit einer Live-CD, mounten das Sicherungsmedium und die Festplatte und kopieren dann im Live-System die Dateien in den Ordner zurück.

Falls Sie auf Konsoleebene unter Linux arbeiten, können Sie folgende Befehle verwenden (die mit einem Semikolon beginnenden Zeilen sind Kommentare und nicht einzugeben!):
; verschaffe zur Sicherheit root-Rechte für die Konsole
sudo bash

; lege jetzt die Verzeichnisse als mount points 
; für die SSD und den Stick an                         
mkdir /mnt/hd1
mkdir /mnt/usb1

; jetzt werden die Geräte gemountet,
; Gerätenamen ggf. mit /sbin/fdisk -l 
; abfragen
mount /dev/sda /mnt/hd1
mount /dev/sdb /mnt/usb1

; ggf. mit ls die Inhalte von Quelle und Ziel verifizieren
ls /mnt/hd1
ls /mnt/usb1

; jetzt Daten transferieren
cp "quelle" "ziel"  
Dabei müssen Sie die Platzhalter für Quell- und Zielordner mit den Verzeichnispfaden (z. B. Quelle ist /home/user, Ziel ist /mnt/usb1/) ersetzen.


Anmerkung: Die mit einem Semikolon beginnenden Zeilen in den hier gezeigten Befehlssequenzen sind Kommentare und dürfen nicht mit angegebenen werden. Laufwerke und USB-Sticks lassen sich mit dem mount /dev/sdxy /mnt/mp-Befehl einbinden. Dabei steht sdxy für den Gerätenamen der SSD (z.B. hda1, sda1, sdb1, sdc1 etc.). Festplatten werden meist mit hda (Partitionen sind dann hda1, hda2 etc.) oder sda (Partitionen sind sda1, sda2 etc.) benannt. USB-Sticks tauchen dann als sdb (Partition sdb1), sdc, sdd etc. auf. Sie können in der Konsole den Befehl /sbin/fdisk -l eintippen, um sich eine Auflistung der Gerätenamen anzeigen zu lassen. Der Platzhalter mp steht für einen Verzeichnisnamen im Ordner /mnt. Dieses Verzeichnis müssen Sie mit mkdir /mnt/hd1, mkdir /mnt/Stick1 etc. für jedes Gerät als Mount-Point anlegen.

Partition manuell sichern/restaurieren

Bei den kleinen SSDs der heutigen Netbooks lässt sich die Systempartition u.U. mit Bordmitteln auf einen 4 GB USB-Stick sichern.
  1. Booten Sie das Netbook über eine Live-CD (Knoppix, Damn Small Linux, Puppy-Linux) oder einen bootbaren USB-Stick mit einer solchen Distribution.
  2. Wechseln Sie zur Konsole und unmounten Sie die SSD/Festplatte sowie den zweiten externen USB 2.0-Stick (Sicherungsmedium).
  3. Kopieren Sie dann den Inhalt der SSD als Partition auf den externen USB-Sicherungsstick.
Sie können folgende Befehle verwenden:
; verschaffe zur Sicherheit root-Rechte für die Konsole
sudo bash

; Zur Sicherheit ein umount für die SSD und
; den USB-Stick ausführen
umount /dev/sdb1

; jetzt Daten transferieren
dd if=/dev/sda1 of=/dev/sdb1 bs=10M
Sie müssen natürlich die Gerätenamen entsprechend anpassen. Das Kopieren dürfte eine geraume Zeit dauern. Anschließend booten Sie das Original-Betriebssystem neu und prüfen im (Linux-)Dateimanager, ob die Dateien auf dem Stick gelandet sind.

Zum Zurückspielen des Backups gehen Sie genauso vor, vertauschen aber die Geräte bei if und of im dd-Befehl.

Absoluter Komfort: Acronis True Image 10/11

Windows-Anwender werden der obigen Lösung wenig abgewinnen können. Obwohl ich diese Art der Sicherung häufiger (als Notfalllösung) eingesetzt habe, bevorzuge ich den Ansatz mit (dem kostenpflichtigen) Programm Acronis True Image zum Sichern/Wiederherstellen von Systempartitionen. Das Programm funktioniert dabei unabhängig von Linux oder Windows. Sie benötigen ein Sicherungsmedium (USB-Stick oder USB-Festplatte) sowie ein Boot-Medium in Form eines externen USB 2.0-CD/DVD-Laufwerks.
  1. Legen Sie die Acronis True Image-CD in das Laufwerk ein und booten Sie das Netbook von dieser CD. Beim Eee PC können Sie die ESC-Taste drücken, um in das Auswahlmenü der bootfähigen Medien zu gelangen. Beim Medion Akoya ist die F11-Taste zu drücken, solange noch die BIOS-Meldungen angezeigt werden.
  2. Sobald das Acronis Life-System gestartet ist, klicken Sie per Maus auf die Option, um das Acronis-Rettungssystem mit USB-Unterstützung zu starten. Wählen Sie nichts, bootet nach kurzer Verzögerung das Betriebssystem
  3. Sobald das Rettungssystem gestartet wurde, finden Sie eine Seite, in der Sie die Befehle zur Datensicherung und zum Zurücklesen per Maus anklicken können. Assistenten führen Sie komfortabel durch die Schritte der Datensicherung/Wiederherstellung
Bei diesem Ansatz kann man kaum etwas falsch machen. Acronis ist schnell und zuverlässig sowie äußerst benutzerfreundlich. Und das Programm funktioniert für Windows und für Linux.

Ghost 4 Linux - Datensicherung zum Nulltarif

Das Projekt Ghost 4 Linux stellt ein kostenloses Image zum Download unter sourceforge.net/projects/g4l bereit. Sie müssen sich eine ISO-Datei auf einen PC herunterladen und dieses Datei mit einem Programm wie Nero etc. auf eine CD brennen (es muss die Datei im ISO-Mode geladen - und nicht als Daten-CD gebrannt werden).

Wenn Sie das Netbook anschließend mit der betreffenden CD booten, führt Ghost 4 Linux Sie über verschieden textbasierte Menüs durch die Sicherung. Falls Sie beim Booten auf Konsoleebene landen, geben Sie den Befehl g4l ein und drücken die Enter-Taste.

In den Menüs sind Quellmedium, Zielmedium (USB-Stick) und die Komprimierung zu wählen. Dann werden die ausgewählten Partitionen auf dem Zielmedium gesichert. Genial: Die Daten lassen sich dabei mit verschiedenen Verfahren komprimieren, die Sicherungsdatei wird u.U. sehr kompakt. Umgekehrt lässt sich eine solche Sicherung vom Zielmedium in die gewünschte Partition zurückschreiben.

Einziger Nachteil von Ghost 4 Linux ist die für meinen Geschmack etwas kryptische Benutzeroberfläche. Ich bin mir nie sicher, ob ich die richtigen Optionen gewählt habe. Beim letzten Sicherungsvorgang war der Stick leer und die gz-Datei fand sich auf der zu sicherenden Partition. Naja, die Datei konnte dann im Dateimanager auf den Stick verschoben werden.

CloneZilla - Backup-Lösung a la carte

Das Projekt CloneZilla wird unter CloneZilla.org geführt. Über CloneZilla-Live gibt es eine Lösung, mit der sich Backups anfertigen und wieder zurückspielen lassen. Dabei werden verschiedene Dateisysteme unterstützt und nur benutzte Blocks auf den Quelldatenträgern sichert. Wie ich gesehen habe, setzt die Brunen IT GmbH teilweise CloneZilla zum Erstellern von Sicherungen für ihre One-Netbooks mit Ubuntu ein.

Swiss Army Knife: Puppy-Linux & gparted

Puppy-Linux ist eine kleine, aber feiner Linux-Distribution, die eine ganze Menge hilfreiche Tools beinhaltet und als Live-System von CD oder von USB-Stick booten kann. Sie können sich eine für den Eee PC angepasste Distribution unter dem Namen DingoPlus kostenlos herunterladen. Die gepackte ZIP-Datei müssen Sie auf einem PC entpacken. Die so anfallende ISO-Datei wird dann in einem Brennprogramm als ISO auf eine CD gebrannt (in Nero zum Beispiel über den Befehl Öffnen im Menü Datei laden und brennen).

Nachtrag: Falls Sie mit dem Acer Aspire One arbeiten, empfiehlt sich Puppy in der Version 4.1 oder höher, da Dingo Plus auf dem AAO bei neueren BIOS-Versionen nicht mehr booten kann.

Wenn Sie die CD dann auf einem normalen Rechner booten, startet Puppy-Linux als Live-System und lädt sich in den Arbeitsspeicher (RAM). Es wird also nichts auf einem Linux- oder Windows-Rechner verändert. Im Startmenü finden Sie eine Programmgruppe mit Werkzeugen, in der Sie den Puppy Live Installer auswählen können. Das Programm ermöglicht Ihnen, Puppy auf einem USB-Stick (250 bis 500 MByte Kapazität reichen) zu installieren. Ich habe einen 1 GByte Stick benutzt, den ich unter Windows mit FAT32 formatiert habe. Zudem musste der Stick in den Installer-Optionen als SuperFloppy mit einem Bootlader versehen werden (die anderen Optionen habe ich auf die Schnelle nicht zum Laufen gebracht).

Sobald der USB-Stick fertiggestellt wurde, können Sie diesen verwenden, um das Netbook zu booten. Hat alles geklappt, wird Puppy hochgefahren. Sie werden bei diesem Vorgang gefragt, welcher Videomode zu verwenden ist. Falls es Probleme gibt, wählen Sie den VESA-Modus.

Anschließend begrüßt Sie die Puppy-Benutzeroberfläche, die für jeden Windows-Anwender weitgehend intuitiv nutzbar ist.

Zur Sicherung von Daten können Sie den Puppy-Mounter (Symbol findet sich auf dem Desktop) öffnen und die gefundenen Geräte über die Schaltfäche Mount in einem Fenster des Dateimanagers öffnen. Zum Kopieren von Dateien reicht es, diese oder die Ordner mit der linken Maustaste in ein Zielfenster zu ziehen und vor dem Loslassen der Maustaste die Strg-Taste zu drücken. Beim reinen Ziehen werden die Dateien verschoben. Strg bewirkt dagegen das Kopieren.

Möchten Sie komplette Partitionen von der SSD auf einen USB-Stick kopieren oder zurückspielen? Auch das ist dank des genialen Tools gparted möglich. Dieser Partitions-Editor lässt sich über das "Startmenü" der Puppy-Oberfläche in der Gruppe der Systemwerkzeuge aufrufen. gparted meldet sich mit ener grafischen Oberfläche, die alle gefundenen Partitionen anzeigt. Über Menüs und Schaltflächen können Sie neue Partitionen anlegen oder löschen. Wählen Sie eine Partition per Mausklick aus, lässt sich diese über den Befehl "Kopieren" zum Kopieren vorsehen. Wechseln Sie anschließend zur Zielpartition, lässt sich die Auswahl über den Befehl "Einfügen" dort ablegen. Über die Schaltfläche Anwenden kann dann die Kopieroperation angestoßen werden. Der Ablauf wird Ihnen in einem Statusfenster angezeigt.

Diese Schritte erlauben zwar nur ein Clonen der Partition. Da diese aber byteweise ausgeführt wird, können Sie sowohl Windows- als auch Linux-Installationen von der SSD des Netbooks auf einen USB-Stick übertragen und später zurück kopieren.

Hier empfehle ich, einfach etwas mit dem Programm gparted zu experimentieren. Nach ein paar Minuten ist die Bedienung klar und Sie können komfortabel mit Partitionen umgehen und diese auch kopieren/verschieben.

PartImage - sichern in Archiven

Ein weiteres Tool zum Sichern ganzer Partitionen steht mittlerweile mit PartImage zur Verfügung. Das Linux-Tool lässt sich direkt auf dem System installieren oder von der Projektwebseite als SystemRescueCd herunterladen und auf einen Datenträger brennen/kopieren. Wird das Netbook von diesem Datenträger gebootet, lassen sich die Partitionen auf Festplatten oder auf DVDs übertragen. Weiterhin unterstützt PartImage auch das Sichern über ein Netzwerk. Die Sicherungskopieren können dabei in komprimierten Dateien abgelegt werden. Die Linux-Dateisysteme der gängigen Netbooks werden unterstützt, NTFS-Support ist noch experimental.

Nero BackItUp als Alternative?

Ich habe es bisher nicht explizit für Netbooks getestet. Aber aus diversen Nero-Buchprojekten kenne ich Nero Linux sowie das auch in der Windows-Version von Nero enthaltene BackItUp. Dieses Programm kann sowohl Dateien als auch ganze Partitionen auf verschiedene Datenträger sichern. Ab Nero 7.x kann BackItUp eine bootfähige CD/DVD mit einem Rettungssystem erstellen. Als Basis dient ein einfaches Linux-Live-System, auf dem die Linux-Variante von Nero BackItUp aufgesetzt wurde.

Wer einen externen USB-CD/DVD-Brenner besitzt, sollte sich mal ein solche Nero BackItUp Rettungsmedium erstellen und testen, ob sich mit dieser Rettungs-CD komplette Partitionen oder sogar einzelne Dateien von den SSDs oder Festplatten des Netbook auf externe Datenträger sichern und danach wiederherstellen lassen.

Ein Gedanke, den ich bei Gelegenheit mal austesten werde.

(c) 2008 by Günter Born

Infos zum Eee PC finden Sie in meinen Eee PC-Handbuch. Literatur und weitere Tricks zu Windows XP. Literatur zu Netbooks? Findet sich demnächst hier.

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