Dienstag, 19. August 2008
Netbooks als Image-Tank für Digitalfotografen?
Digitalfotografen haben zwar die Möglichkeit, die "Schnappschüsse" direkt auf dem Display der Kamera zu betrachten und moderne Speicherkarten fassen auch eine ganze Menge Fotos. Wer aber häufig digital fotografiert und viel unterwegs ist, läuft in zwei Probleme:
  • Einmal kann man eigentlich nicht genug Speicherkarten dabei haben, um Kapazität für Aufnahmen zu haben.
  • Und wer professionelle Fotos benötigt, leidet vermutlich (zumindest mir geht es so) unter dem Problem, dass die winzigen Displays der Kameras die Beurteilung der Fotoqualität nicht wirklich zulassen.
Bei höherwertigen Kameras kann man zwar auf dem Display ein Histogramm mit dem Tonwertverlauf abrufen, um halbwegs die korrekte Belichtung abschätzen zu können. Zoomfunktionen sind hilfreich, um einen Eindruck von der Schärfe zu bekommen. Aber zumindest ich muss das Foto in vernünftiger Größe sehen, um ein Gefühl zu bekommen, ob Bildschärfe, Belichtung und Fotokomposition den Vorstellungen entsprechen.

Mit dem Aufkommen der Netbooks habe ich aber die Gunst der Stunde genutzt, um diese als Image-Tank und als mobilen digitalen Fototisch vor Ort zu verwenden.

Netbooks wie der Median Akoya Mini 1210, der Acer Aspire One 150L bzw. 150X, der ASUS Eee PC 900/901 etc. bieten eigentlich alles, was ein Digitalfotograf im Hinblick auf ein "mobiles Fotostudio" mit Bildtisch benötigt. Sie können die Fotos von den Speicherkarten direkt auf die Festplatte des Netbooks transferieren und können Bildbearbeitungsprogramme wie Gimp oder die gängigen Windows-Anwendungen verwenden, um Fotos auszusuchen.

Hürde: Verschiedene Speicherkartenformate

Eine kleine Hürde gibt es beim Transfer noch: Um die Batterie zu schonen, sollte man auf den direkten Transfer aus der Kamera per USB-Kabel verzichten. Und bei einigen Digitalkameras bin ich sogar auf unüberwindbare Schwierigkeiten gestoßen, da der Direkttransfer per USB weder unter Linux noch unter Windows klappte.

Aber das ist nur ein kleines Problem. Die gängigen Netbooks besitzen mindestens einen integrierten SD-/MMC-Leser. Beim Medion Akoya Mini PC unterstützt der Speicherkartenleser sogar SD-, MMC und xD-Speicherkarten. Der Acer Aspire One besitzt zwei SD-Kartenleser, von denen der rechte Leser SD-/MMC-, xD und Memory-Sticks PRO einlesen kann (siehe). Besitzer gängiger Digitalkameras können also die Speicherkarten direkt einlesen.

Probleme gibt es lediglich an zwei Ecken: Manche Leser haben Probleme, SDHC-Speicherkarten einzulesen und melden häufig Fehler. Und Besitzer von Digitalkameras, die CompactFlash-Speicherkarten verwenden (habe ich einige in Betrieb), blicken bei den internen Lesern der Netbooks in die Röhre. Die Lösung: Verwendung eines externen USB-2.0-Kartenlesers. Allerdings sind die gängigen Geräte für den mobilen Einsatz doch etwas sperrig. Also doch Direkttransfer per USB-Kabel?

Ich verwende zwei alternative Varianten, die ich zumindest kurz skizzieren möchte. Um die Zahl der nicht kompatiblen Flash-Speicherkarten zu begrenzen, habe ich für meine Kameras mit CF-Unterstützung einen CF-To-SD/MMC-Adapter gekauft. In diesen Adapter kann ich meine SDHC-Karten einschieben und so die Speicherkarten in mehreren Geräten verwenden. Die SD-Karte lässt sich dann dem Adapter entnehmen und direkt über die internen Kartenleser der Netbooks einlesen.

Den SD-to-CF-Adapter, der in einen CF-II-Kartenslot der Kamera passt und intern mit SD-Karten bestückt werden kann, gibt es bei Amazon für wenige Euros.


Alternativ kann der Delock CF-to-SD/MMC-Adapter auch bei Pearl bezogen werden.

USB-Hub mit Kartenleser

Mein Problem ist häufig, dass die drei USB-Buchsen des Netbooks (zumindest im Büro) nicht ausreichen. Aus diesem Grund bin ich auf einen USB-Hub angewiesen. Für Netbooks gibt es kleine (passive) Hubs, die auch in einer Netbook-Tasche Platz haben. Um nicht Hub und Speicherkartenleser mit mir herumschleppen zu müssen, habe ich etwas gesucht und bin auf eine geniale Lösung gestoßen: USB-Hub mit integriertem Kartenleser. Ich verwende z.B. den folgenden Hub: Xystec 3-fach USB 2.0-Hub mit All-in-One Cardreader "OmniConnector"

(Quelle Foto: Pearl)

Den gibt es für kleines Geld hier bei Pearl.de. Für mich ist das Teil genau passend, da ich dank des integrierten CF-Kartenlesers auch die Speicherkarten meiner CF-Kameras auslesen kann. Wer CF-II-Karten verwendet, muss aber zu einem Trick greifen. Mechanisch ist der CF-Slot am Hub nur für CF-1 gefertigt. Die Gummiabdeckung am unteren Hubende lässt sich aber leicht abclippen. Bastelfreudige Nutzer können mit einem Messer den kleinen Grat am Gehäusedeckel abschneiden. Dann könnte eine CF-II-Karte direkt passen (notfalls den Deckel mit einem Abstandshalter und Klebeband am Hub fixieren).

Daten Marsch!

Sobald das Lesegerät vorhanden ist, braucht man nur das Medium in den Leseschacht des einzuschieben und kann (unter Windows XP) über den Arbeitsplatz (bzw. im Linux-Dateimanager) auf die Fotos des Mediums zugreifen. Dann lassen sich die Fotos direkt im Dateimanager auf die lokale Festplatte des Netbooks kopieren bzw. verschieben. Mit der Festplattenkapazität von fast 58 GByte lässt sich der Medion Akoya Mini 1210 sehr gut als "Image-Tank" zur Speicherung der Fotodateien verwenden. Auch die anderen Netbooks mit Festplatte bieten massig Speicherkapazität für digitale Fotos.

Anmerkung: Bei anderen Netbooks, die nur mit 12 oder 20 MB Solid-State-Disk-Laufwerken daherkommen, ist dies bereits kritischer. Dort kommt man beim Speichern nicht allzu weit. Aber es ist kein Problem, eine 1,8 oder 2,5 Zoll-Festplatte per USB an dise Netbooks anzuschließen. Von der Firma Trekstore gibt es solche Festplatten zwischenzeitlich in der Größe einer Scheckkarte und das mit 20, 80, 120 Gigabyte und mehr. Im Dateimanager ist es kein Problem, die Fotos von der Speicherkarte auf die Festplatte zu übertragen.

Foto(vor)bearbeitung direkt vor Ort

Windows XP bringt bereits einige Funktionen zur Beurteilung und Verwaltung der Fotos mit. Die Windows Bild- und Faxanzeige hält z. B. Funktionen bereit, um die Schnappschüsse in vergrößerter Darstellung anzuzeigen und auch Ausschnitte zu vergrößern. Das gibt einen gänzlich anderen Eindruck als auf dem kleinen Display der Kamera. Bei Bedarf lassen sich die Fotos sogar als Diashow wiederzugeben.

Die auf dem Medion Akoya Mini 1210 vorinstallierte Software Ulead PhotoImpact 12 stellt zudem Funktionen bereit, um die Fotos vor Ort zu bearbeiten (beschneiden, drehen, spiegeln, aufzuhellen etc.). Mit dem Programm stehen professionelle Funktionen zur Fotobearbeitung und -retusche, einschließlich Bildfiltern, zur Verfügung, die eigentlich keine Wünsche mehr offen lassen.

Tipp: Mir ist das Programm PhotoImpact 12 (oder auch Adobe PhotoShop Elements) auf dem Medion Akoya Mini 1210 etwas zu mächtig und eigentlich auch zu langsam. Mit dem Programm PhotoFiltre steht ein Photoshop Elements-Clone zur Verfügung, der für Privatanwender nicht nur kostenlos ist, sondern auch recht kompakt daherkommt und ziemlich flott auf Windows XP-Netbooks werkelt.

Unter Linux empfiehlt es sich, auf die in der Distribution eingebauten Foto-Manager (Eee PC oder Aspire One) oder auf das Bildbearbeitungsprogramm Gimp zurückzugreifen. Details finden sich in meinen Netbook-Buchtiteln.

(c) 2008 by Günter Born

Infos zum Eee PC finden Sie in meinen Eee PC-Handbuch. Literatur und weitere Tricks zu Windows XP. Literatur zu Netbooks? Findet sich demnächst hier.

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