Montag, 25. August 2008
Netzwerkfreigaben: Zwing grau raus, zwing KDE-Tools rein ...
Irgendwie hat Acer Linpus Lite schon arg beschnitten. Der Thunar-Filemanager ist - was Netzwerkzugriffe betrifft, eine Zumutung. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich der geneigte Anwender auf die Suche nach Alternativen aufmacht.

Ich habe zu Beginn mit verschiedenen alternativen Dateimanagern experimentiert. Man kann zwar in der Konsole die folgenden Befehle eingeben,
sudo bash
yum install mc
um den altbekannten MC-Dateimanager hervorzuholen - was aber nicht weiter führt. Ein anderer Ansatz, den ich in der ersten, von Acer herausgegebenen Version von Linpus Lite probiert habe, war folgende Befehlssequenz.
sudo bash
yum remove pfmanfm
yum install pfmanfm
Der alternative Dateimanager pfmanfm ist zwar bereits unter Linpus Lite installiert, will aber nicht starten. Erst die erneute Installation führte dazu, dass sich der Dateimanager pfmanfm mit dem Konsolebefehl pfmanfm aufrufen lässt. Allerdings hat dieser Dateimanager auch kein direktes Symbol für den Netzwerkzugriff. Zudem habe ich festgestellt, dass sich das Programm in neueren Versionen von Linpus Lite nach der Deinstallation nicht mehr aus den Standard-Repositories nachinstallieren lässt. Die Versuche habe ich daher nach kurzer Zeit frustriert aufgegeben. Allerdings gibt es eine elegante Lösung ...

Hol dir das KDE-Basissystem

Wie wäre es denn mit dem konqueror aus dem KDE-Paket? KDE als Benutzeroberfläche zu installieren, erscheint mir etwas hakelig. Aber der Befehl:
sudo yum install kdebase
in der Konsole eingegeben, zieht das Basis-KDE-System über das Internet auf die SSD und installiert die Programme (ca. 55 MByte und braucht gute 5 Minuten).

Aber nach der Installation geht es in die Vollen: konqueror als Dateimanager, kate als Editor, und vieles mehr ist plötzlich nutzbar.

Genial: Zugriff auf Netzwerkfreigaben

Mit dem konqueror ist es nur noch ein kleiner Schritt, über Samba auf Windows-Netzwerke zuzugreifen.
  • Einfach den konqueror aufrufen (z. B. konqueror im Terminalfenster eintippen) und in der Adresszeile smb:// eintippen.
  • Sie können auch über das Menü Go und den Befehl Network Folders gehen. Dann taucht remote:/ in der Adressleiste auf und Sie können das Symbol Samba Shares anwählen.
Ergänzen Sie hinter dem in der Adressleiste eingeblendeten Begriff smb:// einfach den Netzwerknamen des Rechners, um auf dessen Netzwerkordner zuzugreifen. Mit smb://rom lässt sich beispielsweise auf den Rechner mit dem Namen "rom" im Netzwerk zugreifen.

Anmerkungen: Ich hatte zwar auf einem Testsystem im ersten Moment Probleme, einen Zugriff auf Windows-Freigaben zu bekommen (der Kennwortdialog wurde permanent abgelehnt - dies dürfte aber mit meinem Acer Testsystem zusammengehangen haben, von dem ich das Kennwort nicht kannte - nach dem Neuaufsetzen war das behoben). Jedenfalls tauchten bei mir, auf den zeitweise mit Linpus Lite betriebenen Testsystemen, meine Netzwerkfreigaben aus Windows Vista bzw. Windows XP auf. Und mit der Anleitung hier ist die Netzwerkeinbindung samt Samba-Freigaben auch kein Buch mit sieben Siegeln mehr.

Tipp: Wer die Lösung mit dem konqueror gut findet, kann sich diesen auf der Acer XFCE-Oberfläche in der Gruppe zum Arbeiten neben dem Dateimanager-Symbol einrichten. Einfach die XML-Datei group-app.xml um einen entsprechenden Eintrag erweitern und den Befehl konqueror ergänzen (siehe hier). Oder man gibt die Xfce-Desktop-Menüs oder die komplette Xfce-Oberfläche frei und bindet den konqueror als Symbol im Menü oder auf dem Desktop ein.

Nachtrag: Bei einem zweiten Testsystem, was Acer mir nach Ausfall des Erstgeräts durch BIOS-Bug bereitstellte, hatte ich aber den Effekt, dass Linpus Lite recht unstabil lief. Speziell nach Eintritt des Ruhemodus reagierte das System recht zäh. Ob es durch die Installation des KDE-Basissystems, das Nachrüsten des NTFS-Supports oder eine andere Modifikation verursacht wurde, konnte ich nicht herausfinden - auf die Idee, den Systemmonitor durch Drücken der Tastenkombination Alt+Strg+Entf zur Diagnose aufzurufen, bin ich nicht gekommen. Und nach dem erneuten Aufsetzen von Linpus Lite nach einem weiteren Experiment konnte ich den Effekt nicht mehr festgestellen.

Postscript: Zwischenzeitlich verfüge ich nicht mehr über einen AAO, da die Testgeräte an den Hersteller Acer zurückgingen. Beim Schreiben meines Netbooks-Titels zu Linux war ich ziemlich genervt, ob des unstabilen Arbeitens von Linpus Lite. Um möglichst elegant auf dem AAO angefertigte Screenshots auf meinen Windows-Rechner - auf dem das Buchmanuskript verfasst wurde - zu übertragen, habe ich den Weg gewählt, vom AAO auf Windows-Freigaben zuzugreifen. Statt des erwähnten konqueror, der zu allerlei Problemen mit Zugriffsberechtigungen führt, habe ich dann den Dateimanager krusader eingesetzt. Das Tool lässt sich mit yum install krusader installieren und dann per Terminal mit krusader aufrufen. Danach steht im Menü Extras der Befehl Neue Netzwerkverbindung zum Zugriff auf Freigaben im Netzwerk zur Verfügung.
(c) 2008 by Günter Born

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